Inhalt in Kürze
1. Elektrorollstuhl BRO: Die wahre Freiheit auf zwei Rädern
2. Arbeiten bei SCEWO ist progressiv
3. Arbeiten unter Start-up-Druck
4. Ein Blick in die E-Rollstuhl-Zukunft
Elektrorollstuhl BRO: Die wahre Freiheit auf zwei Rädern
Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, welche Hürden das Leben für einen als Rollstuhlfahrer:in bereithält. Klar fallen mir als erstes Treppen ein. Und Bordsteine. Aber das ist tatsächlich nur der Anfang. Stell dir mal vor, dass du im Gespräch mit anderen, nicht gehbehinderten Menschen immer nach oben blicken musst. Auch der Einkauf im Supermarkt ist alles andere als einfach. Manche Produkte sind zu hoch, andere zu tief gelagert.
Du musst dir immer überlegen, ob und wie du wohin kommst. Sei das ins Restaurant, Kino, Behörde, Park, Arbeitsstelle, usw. Welche Barrieren gilt es zu überwinden? Und wie aufwendig ist es, den Rollstuhl ins Auto, den Bus oder die Bahn zu manövrieren. Ist das ohne Hilfe möglich oder bist du auf andere angewiesen?
Diese, oder zumindest so ähnliche Gedanken haben sich 2014 zehn Studenten:innen der ETH und ZHdK gemacht und daraufhin das Studentenprojekt «Scalevo» ins Leben gerufen. Bernhard Winter und Thomas Gemperle – heute CEO und CBO von SCEWO – waren zwei davon. Neun Monate später filmte das Team den ersten Prototypen des heutigen Elektrorollstuhls BRO. Das Video wurde auf YouTube geladen und ging direkt viral.
Der zweirädrige, sich selbst ausbalancierende E-Rolli kann dank Raupen nicht nur eigenständig Treppensteigen. Es ist auch möglich, die Sitzhöhe zu justieren, damit der oder die Fahrerin auf Augenhöhe mit stehenden Menschen kommunizieren kann. Gesteuert wird der BRO wahlweise mit Joystick oder dem Handy. Obendrein sieht der BRO stylish aus. Ein echter Hingucker.
Das Video wurde auf YouTube geladen und ging direkt viral.
Kurz darauf stiess der heutige CTO Pascal Buholzer dazu. SCEWO wird gegründet, die ersten Aufträge fliegen rein und knapp zehn Jahre später ziehen 47 Menschen an einem Strang. Nicht etwa in Silicon Valley, sondern in Winterthur.
Arbeiten bei SCEWO ist progressiv
Schon zu Beginn des Podcasts mit Annette hat sich für mich ein Bild vom SCEWO-Team abgezeichnet: Achtsame Weltverbesserer:innen, die innovativ, kreativ und auf einem sehr familiären Level grossartiges machen.
Das Team hat ein Durchschnittsalter von 30 Jahren und besteht logischerweise primär aus Menschen, die technisch versiert sind. Ingenieure:innen, ITler:innen, usw. Einen administrativen Part gibt es natürlich auch. Management, Accounting, Marketing, Sales und HR, wo Annette sich mit ihren Kolleginnen um die Anliegen der kompletten Belegschaft kümmert.
Was SCEWO als Arbeitsumfeld auszeichnet, das sind insbesondere die sehr flachen Hierarchieebenen. Agilität wird unternehmensweit praktiziert. Der Austausch untereinander findet flächendeckend statt. Und das nicht nur in der Firma selbst, sondern auch während man sich als Team zum Feierabendbierchen trifft, auf der Dachterrasse Yoga macht oder eine Runde Basketball spielt. Diese Aktivitäten sind kein Pflichtprogramm, sondern passieren organisch.
Laut Annette kommt das SCEWO-Team echt gerne zur Arbeit nach Winterthur, auch wenn das kein Muss ist. Wie auch bei BEYONDER steht hier Remote Work jedem offen.
Was mich aber am meisten fasziniert ist, dass man bei SCEWO sehr achtsam miteinander, mit der Arbeit, den Kunden:innen und irgendwie mit allem umgeht. Die Work-Life-Integration wird hier völlig harmonisch gelebt. Das bezieht sich auch auf die Arbeitszeiten und den Arbeitsort. Wer eine Auszeit braucht, der hat sie. Wer nachts mit einer zündenden Idee aufkommt, der kann sie umsetzen.
Dem Management ist es megawichtig, dass sich die Belegschaft selbst verwirklicht, eigene Projekte umsetzt und Spass hat. Nur so kommt eine Zufriedenheit zustande, die das Private sowie die Arbeitswelt umschliesst. Die Team-Seite auf der SCEWO-Website verbildlicht diese Ideologie auf eine geniale Art und Weise.
Klar. Solche Arbeitsstrukturen passen nicht jedem. Es gibt viele Menschen, die Arbeit und Privates klar trennen möchten, klare Hierarchien schätzen und ihren Stiefel geradlinig durchziehen. Ob die sich in Firmen wie SCEWO wohlfühlen, das ist mehr als fraglich. Bei Recruiting achtet Annette demnach nicht nur darauf, welche Skills und Ausbildungen eine Person genossen hat. Das Mindset ist ihrer Meinung nach fast noch wichtiger.
Arbeiten unter Start-up-Druck
Ein Unternehmen aus dem Boden zu stampfen, ist grundsätzlich nichts für Dünnhäutige. Im Fall von SCEWO ist der Druck sogar noch etwas intensiver, da sich das Produkt nicht einfach skalieren lässt. Die Zielgruppe ist sehr spezifisch und nicht besonders gross. Der Elektrorollstuhl BRO ist ein geniales Gerät, dass das Leben von gehbehinderten Menschen erheblich vereinfacht. Aber das Teil ist nicht der einzige E-Rolli auf dem Markt und kostet viel Geld, was wiederum die Vermarktung erschwert.
All das sorgt für ordentlichen Start-up-Druck. Ich wollte von Annette wissen, wie SCEWO als junges Teck-Unternehmen damit umgeht. Ich kann mir gut vorstellen, dass das nicht einfach ist und innerbetriebliches Stress- und somit Konfliktpotenzial bietet.
Laut Annette sind Transparenz und Kommunikation die Schlüsselelemente. Die drei Gründer und Geschäftsführer legen auf beides viel Wert. So werden Angestellte in Entscheidungsprozesse eingebunden und über Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten.
So etwas wie das klassische, alljährlich stattfindende Mitarbeitergespräch gibt es bei SCEWO nicht. Stattdessen findet eine konstante Kommunikation statt. Hier tragen die Teamleiter:innen eine entscheidende Rolle. Bei SCEWO redet man miteinander. Auf Augenhöhe. Nicht nur was die Arbeit und die berufliche Weiterentwicklung angeht, sondern auch wie sich das Privatleben entwickelt. Somit lässt sich gut ausloten, wie sich Arbeitsbedingungen individuell optimieren lassen.
Auch das sorgt dafür, dass das Team mit Spass am Projekt «BRO» arbeitet. Der herrschende Start-up-Druck wirkt unter solchen Arbeitsbedingungen eher motivierend. Das zeigt sich auch in regelmässigen Brainstorming-Sessions, bei denen neue Ideen gesponnen werden.
Ein Blick in die E-Rollstuhl-Zukunft
Der SCEWO Elektrorollstuhl «BRO» ist, so wie er heute dasteht, genial. Aber geht da noch was? Oder anders gefragt: Welche Innovationen stehen bei SCEWO in der Pipeline?
Annette kann diesbezüglich nicht haarklein aus dem Nähkästchen plaudern. Das versteht sich von selbst. Doch ein paar Teaser konnte ich ihr entlocken. So wird der BRO in Zukunft noch schlauer und autonomer. Türen aufmachen, zum Beispiel. Dass in diesem Bereich KI eine tragende Rolle spielen wird, liegt auf der Hand. Auch was die Hardware angeht, gibt es immer etwas Neues. Hier schaffen vor allem individuelle Kundenwünsche und -bedürfnisse den Nährboden für Neuentwicklungen.
Diese Weiterentwicklungen zeichnen ein gutes Bild über den Stand des Unternehmens. SCEWO legt langsam, aber sicher den Start-up-Kokon ab. Nach mehr als fünf Jahren hat sich die Firma etabliert. BROs werden in der gesamten DACH-Region verkauft, und es werden in naher Zukunft neue Märkte – zum Beispiel BENELUX und Frankreich – erschlossen. Dass der BRO über kurz oder lang international durchstartet, ist meines Erachtens nur eine Frage der Zeit.
Mein Fazit zu SCEWO
Super Sache. SCEWO zeigt optimal, dass coole, innovative und Mehrwert bietende Arbeitgeber nicht meilenweit entfernt liegen müssen. Wie bereits gesagt, ist das offene Arbeitsumfeld nicht jedermanns Sache. Wenn du allerdings Lust hast, Teil eines Entstehungsprozesses mit allen Höhen und Tiefen zu sein, wenn dich flache Hierarchien begeistern, du Bock auf ein familiäres Arbeitsumfeld hast und das passende Skill- und Mindset mitbringst, dann ist SCEWO im schönen, beschaulichen Winterthur genau dein Ding.
Bei Interesse hast du mit Annette die perfekte Ansprechpartnerin.
Shownotes