10.11.2025

Wir befinden uns am Anfang eines neuen Zeitalters: die digitale Revolution. Das ist nicht nur superspannend, sondern auch beängstigend. Nämlich für all jene, die noch mit Schwarz-Weiss-TV, Telefon mit Wählscheibe und mit strikten Hierarchien am Arbeitsplatz aufgewachsen sind. Die digitale Revolution krempelt viel «Altbewährtes» um. Von zeitgemäss aufs Abstellgleis. Und da sich einige dieser Zeitgenossen – meist Männer über 50 – heute in führenden Positionen befinden, herrscht in vielen Betrieben ein gewisses Ressentiment gegenüber Veränderungen. Nicht nur, wenn es darum geht, dank Digitalisierung Arbeitsprozesse zu vereinfachen. Viel eher dann, wenn sich durch die Digitalisierung Arbeitsstrukturen aufreissen und neu organisieren lassen. Stichpunkt: Homeoffice.
Zugegeben: Das hört sich erst mal seltsam an. Tatsächlich ist es aber heute schon vielerorts so, dass der einzelne Arbeitsplatz im klassischen Sinn in zwei Arbeitsstätten aufgeteilt ist. Ganz besonders, seit das Covid-Virus uns eine neue Normalität aufdrängt. Administrative oder kreative Jobs können heute zum grossen Teil vom Homeoffice aus erledigt werden. Das bringt eine ganze Reihe an Vorteilen:
Warum ist das so? Schliesslich hat uns die Pandemie gezeigt, dass Remote Work zukunftsweisend ist. Die Antwort lässt sich meines Erachtens auf zwei Faktoren zurückführen: Erstens ist das soziale Umfeld des regulären Arbeitsplatzes oft auch Familienersatz. Und: Desto höher die Position, desto mehr Kontrolle (Macht), Status und Anerkennung bringt die Arbeitsstelle mit sich. Nüchtern betrachtet mag sich das irrational anhören. Doch das Bedürfnis nach einem sozialen Geflecht, in dem wir Anerkennung und Halt finden, ist tief in uns verwurzelt. Die Angst vor einem Kontrollverlust ist vor allem bei Menschen in Führungspositionen ein starker Motivator dafür, alles beim Alten zu lassen.
Trotzdem stehen die Zeichen auf Umbruch. Weg vom alltäglichen Trott am Arbeitsplatz hin zu einer hybriden Lösung. Zwei bis drei Tage im Homeoffice und die restliche Arbeitszeit im Betrieb.
Da ist sich Patrick Mollet ganz sicher. Mit Umbrüchen und signifikanten Veränderungen tun sich nicht nur einzelne Mitarbeiter schwer. Grosse, eingefahrene Unternehmen aber auch KMUs, die viel Wert auf ein familiäres Flair legen, brechen nur sehr ungern mit Althergebrachtem. Dabei ist es enorm wichtig, dass hier ein Umdenken stattfindet.
Mit der Digitalisierung und Remote Work eröffnen sich Möglichkeiten, die ein zukunftsorientiertes Unternehmen nicht ungenutzt lassen darf. Schon allein was das Recruiting angeht. Fachkräfte im örtlichen Einzugsbereich zu finden, ist schwierig. Vor allem dann, wenn der Firmensitz in einer ländlichen Gegend ist. Laut Patrick macht sich der Fachkräftemangel in den kommenden 20 bis 25 Jahren noch deutlicher bemerkbar.
Remote Work bricht die Ortsgebundenheit auf und ermöglicht eine Zusammenarbeit weit über die Landesgrenzen hinaus. Dadurch leidet zwar der persönliche Touch, aber anders wird es in der Zukunft kaum gehen.
Firmen ohne ein starkes Branding tun sich schwer, gute Mitarbeiter*innen an Bord zu holen. Eine stimmige Arbeitsplatzkultur ist heute schon Trumpf und spielt auch in der Zukunft eine entscheidende Rolle. Sicherlich ist der Lohn ein gewichtiges Rekrutierungs-Argument. Doch den Leuten ist es heute fast noch wichtiger, für wen sie arbeiten. Wofür das Unternehmen steht, welche Werte es hat, usw.
Auch die interne Arbeitskultur muss sich in vielen Unternehmen ändern. Starre, hierarchische Wasserfall-Strukturen, bei denen der Kommunikationsweg Pyramiden-gleich von oben nach unten verläuft, sind nicht mehr zeitgemäss. Agilität ist das Schlagwort. Arbeiten in Teams. Manager fungieren nicht als alleinige Entscheider, sondern als Vermittler und Bindeglied. Fehler nicht nur zulassen, sondern positiv behaften. Die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Die Arbeitszeiten flexibler machen. All das und noch viel mehr machen einen attraktiven, zukunftsorientierten Arbeitsplatz aus.
Um das zu ermöglichen, muss eine Vertrauenskultur entstehen. Jeder vertraut dem anderen, dass er oder sie das Beste gibt.